(1) Katalog, Machajewski, Gronowo
[ Pobierz całość w formacie PDF ]
Henryk Machajewski
Archäologisches Institut der Universität Gdańsk
GRONOWO
Ein Gräberfeld der Wielbark-Kultur in Westpommern
Forschungsprojekt-Nr. 1177/H03/2006/30
Gdańsk 2009
Einführung
Im „Orly Las”, innerhalb der Abschnittes 217 - 218 des Staatlichen Waldgebietes, Oberförsterei Złocieniec, etwa 1750 m südlich von Gronowo und 1000 m östlich der von Gronowo nach Złocieniec führenden Chaussee, liegt, bei 530 34I 39II geographischer Breite und 150 58I 33II geographischer Länge eine Fundplatzgruppe der ausgehenden vorrömischen Eisenzeit und der frühen römischen Kaiserzeit, die sich aus einer Siedlung, einem Feld mit Pflugspuren sowie einem Gräberfeld mit Flach- und Hügelgräbern zusammensetzt und zur Wielbark-Besiedlungskonzentration um Drawsko und Łobez gehört (Abb. 15). Die Fundplätze liegen am Hang einer ausgedehnten, zu einem namenlosen Bach hin abfallenden Terrasse. Der Bach entwässert nach Nordwesten in den Rakowa, gelegentlich auch Kokna genannten Fluß, der wiederum ein Nebenfluß der Drawa ist. Die Siedlungskammer erstreckt sich streifenförmig in NW-SO-Richtung entlang des genannten Hanges und nimmt eine Fläche von etwa 9 ha ein. Von diesen Fundplätzen wurde lediglich das Gräberfeld annähernd vollständig untersucht.
Forschungsgeschichte
Bei der bis 1945 in der Region um Gronowo und Złocieniec wohnenden Bevölkerung mußte das Wissen um Keramikfunde im „Orły Las“ tief verwurzelt gewesen sein, wenn dieses Gebiet seit alter Zeit „Pötterkaveln” oder „Pötterfichten” und der zwischen den Grabhügeln verlaufende Weg „der Töpferweg” hießen (Wołągiewicz 1976, 129-130) (Abb. 2). Die Akte Gronowo (Gross - Grünow) Nr. 211, Seite 1- 43) im Archiv des Muzeum Narodowy w Szczecinie, Dział Archeologiczny, enthält Informationen zu mindestens vier von Laien und Fachleuten durchgeführten archäologischen Untersuchungen. Am frühesten – im 19. Jh. – geriet die Hügelgräbernekropole in den Mittelpunkt des Interesses, wenig später – von den zwanziger bis zu den vierziger Jahren des 20. Jhs. – infolge von Zufallsfunden auch der Flachgräberteil, bis in den siebziger Jahren schließlich fachlich qualifiziert Ausgrabungen auf dem Gelände durchgeführt wurden (Wołągiewicz 1979, 71-88).
Schon in der zweiten Hälfte des 19. Jhs. sondierte H. G. Plato, ein Prediger aus Złocieniec, den Hügelgräberteil von Gronowo (Plato 1882, 111). Er gliederte diesen anhand der Hügelaufschüttungen in vier Gruppen (A–D). Die von Plato eingeführte Numerierung wurde in den siebziger Jahren des 20. Jhs. von R. Wołągiewicz ergänzt (Wołągiewicz 1976, 132). Zur Gruppe A (nordwestlicher Gräberfeldteil) gehören die Grabhügel 7–11, zur Gruppe B (nordöstlicher Gräberfeldteil) die Hügel 1–6: Gruppe C (südwestlicher Gräberfeldteil) umfaßt mit dem Ergänzungen von Wołągiewicz die Grabhügel 12 – 25, Gruppe D (südöstlicher Gräberfeldteil) mit dem Ergänzungen von Wołągiewicz die Grabhügel 26–30 (Abb. 3). Diese Einteilung von lediglich ordnendem Charakter spielte eine wichtige Rolle zu Beginn der Feldforschungen von R. Wołągiewicz wegen der Notwendigkeit einer Erfassung der Hügel und der Zuweisung erhaltener Altfunde zu den jeweiligen Grabhügeln.
Bei den Untersuchungen des Siedlungsensembles bei Gronowo lassen sich vier Etappen erkennen:
1. Zeit vor den Untersuchungen Platos. Dieser Prediger aus Złocieniec sondierte 1881–1890 den Hügelgräberteil. Er erkannte, daß Grabhügel 2 schon früher geöffnet worden war (Plato 1894, 4). Diese Beobachtung konnte von R. Wołągiewicz anhand der Hügel 3, 5, 14, 17, 22 und 30 bestätigt werden. Da keine Informationen dazu vorliegen, daß Plato diese Hügel sondierte, darf man ihre Öffnung vor dessen Tätigkeit auf dem Gräberfeld vermuten. Das Ausmaß der Grabberaubung war folglich schon damals beträchlich.
2. Von 1881 bis 1890 untersuchte der erwähnte Plato mit zwei bis drei Arbeitern nach vorheriger Zählung der Grabhügel und Aufteilung in Gruppen (A–D) ausgewählte Befunde mittels einer „Brunnenschachttechnik“. Er begann am höchsten Punkt des Hügels in der Hoffnung, von dort aus mit dem Schacht die Grabkammer zu treffen. Daher und wegen der Annahme, daß jeder Hügel jeweils nur ein Grab überdeckte, grub er anfangs nur an einer Stelle, erst später, nachdem er unter Hügel 1 auf vier Gräber gestoßen war, legte er mehrere Schächte an. Anhand der erhaltenen Dokumentation und der in den Publikationen gelieferten Informationen läßt sich erschließen, daß Plato die Grabhügel 1, 2, 3, 6, 7, 8, 9, 10, 11, 16, 19, 21, 26 und 27 sondierte, wobei er unter den Hügeln 3 und 27 keine Gräber feststellen konnte. Die Qualität der Untersuchungen Platos läßt viel zu wünschen übrig. Einige Grablegen (z.B. Hügel 7-Grab 1; Hügel 16-Grab 1; Hügel 19-Grab 1; Hügel 21-Grab 1) wurden nicht vollständig freigelegt. Dies geschah erst später durch R. Wołągiewicz. Schon während der Geländetätigkeit Platos kam es zu Verlusten der geborgenen Funde. Es ist nicht ausgeschlossen, daß es zu derartigem während seiner mehrmaligen längeren Abwesenheit bei den Grabungen kam, wie Plato erwähnt. Mit Ausnahme zweier Pläne (Hügel 7-Grab 1; Hügel 11-Grab 1) blieb die zeichnerische Felddokumentation der Befunde nicht erhalten (Plato 1882, s.110-116, Abb. 6-9). Gegenwärtig kennen wir auch die Inventare der meisten von Plato untersuchten Gräber nicht (Hügel 1-Grab 2; Hügel 1-Grab 3; Hügel 1-Grab 4; Hügel 1-Grab 5; Hügel 5-Grab 1; Hügel 6-Grab 1; Hügel 7-Grab 1; Hügel 8-Grab 1; Hügel 9-Grab 1; Hügel 10-Grab 2; Hügel 11-Grab 1; Hügel 21-Grab 1). Ein ungeheurer Verdienst Platos ist jedoch die Veröffentlichung der Resultate seiner Forschungsetappen. Die Ergebnisse sandte er in Form von Korrespondenz an die Gesellschaft für Pommersche Geschichte und Alterthumskunde Stettin, wonach sie in den „Baltischen Studien” (1882, 110-116) und den „Monatsblättern der Gesellschaft für pommersche Geschichte und Alterthumskunde” (H. G. Plato 1889, 133-136; H. G. Plato 1894, 3-7) veröffentlicht wurden. Von ihm geborgene Funde befinden sich im Muzeum Narodowe w Szczecinie (MNS A.7304-7305) sowie im Museum für Vor- und Frühgeschichte in Berlin (I c. 591-594), doch ist ein großer Teil heute verschollen.
3. Die nächste Etappe der Fundgeschichte der Nekropole von Gronowo ist mit dem Bau der Chaussee von Gronowo nach Złocieniec und der Autobahn Berlin-Szczecin-Gdańsk (Abb. 3) verbunden. Zunächst wurde 1926 bei Erdbewegungen während des Chausseebaus ein Körpergrab der ausklingenden Stufe B2 entdeckt (Grab 1/1926), welches römische Importe barg. Seine genaue Position ist unbekannt. Alle Informationen zu dem Fund holte O. Kunkel (1927, 123-124, Taf. 16) von Dr. Faust, dem ehrenamtlichen Bodendenkmalpfleger aus Drawsko, und von Knebel, dem Gutbesitzer von Gronowo, ein. Zwar wurde, Kunkel folgend, die Geschlossenheit des Inventars allgemein anerkannt (vgl. Kunkel 1927, 123-124; Eggers 1951, 105:672; Eggers, Stary 2001, 119:249, Taf. 316), doch verbleiben dahingehend Zweifel (Wołągiewicz 1976, 136-141. Anm. 16).
Im Winter 1939/40 wurden beim Bau der Autobahn Berlin-Szczecin-Gdańsk bei 224,9 km der geplanten Strecke, etwa 40 m südlich der Hügelgräber einige Brandgräber ohne oberirdische Markierungen entdeckt. Sie wurden von Dr. Hinz und Dr. Faust untersucht, die vier Gräber dokumentierten (Grab 2–5). Diese datieren in den frühen Abschnitt der älteren Kaiserzeit (vgl. Wołągiewicz 1976, 137 – 141). Weitere archäologische Untersuchungen fanden dort wegen der zum Jahreswechsel 1940/41 unterbrochenen Autobahnbaumaßnahmen nicht mehr statt. Ohne Zweifel gehören alle 1926 und 1939-1940 aufgedeckten Gräber zum Flachgräberteil der Nekropole, der dem Hügelgräberabschnitt benachbart ist (Abb. 4).
Ein Teil der Funde aus diesen Gräbern gelangte in das Museum in Szczecin (MNS A.7306–7310), ein anderer Teil in Privatsammlungen. Es handelt sich dabei besonders um die Kanne aus Grab 1/1926, die sich bis 1939 bei Gutsbesitzer von Wenden aus Gronowo befand, bis sich ihre Spur verlor. Verschollen sind auch einer der Sporen, die Schnalle, die Riemenzunge und die Pinzette.
4. Die letzte Feldforschungsetappe bei Gronowo bilden die systematischen, großflächigen Grabungen vom Muzeum Narodowe w Szczecinie unter Leitung von R. Wołągiewicz, welche von 1973 bis 1977 dauerten. Daran nahmen Maria Danuta Wołągiewicz, Małgorzata Sajkowska, seinerzeit Studentin der Archäologie in Poznań, sowie Grażyna Kaisler, Waleria Kowaliłło und Danuta Jachowicz, Zeichner am Muzeum Narodowe w Szczecinie, teil. Den Archeologen halfen Schüler des Allgemeinbildenden Gymnasiums Drawsko. Den Höhenschichtenplan erstellte Jerzy Fellmann (Warszawa). Die Feldforschungen wurden anfangs von der Polnischen Akademie der Wissenschaften finanziert (Thema 37, Nr. 2.2.), später vom Muzeum Narodowe w Szczecinie. Das Areal der Nekropole bedeckte ein außergewöhnlich dichter, achtzig- bis neunzigjähriger Wald. Von den 30 erhaltenen Hügeln wurden 29 ausgegraben (Hügel 1–23, 25–30). es wurden auch zwei weitere Flachgräber (Grab 6, 7) sowie die Überreste der zugehörigen Siedlung und das Feld mit Pflugspuren entdeckt. Darüberhinaus konnten Besiedlungsspuren der Lausitzer Kultur erfaßt werden. Die archäologischen Arbeiten begleiteten Untersuchungen der Leichenbrände (Franciszek Rożnowski, Słupsk) sowie der Textilien (Jerzy Maik, Łódź; L. Bender Jørgensen, Aarhus). Es wurden palynologische und Bodenproben genommen und Krystyna Konecka–Betley, Warszawa, hinsichtlich humusüberdeckender Dünenbildungsprozesse konsultiert.
R. Wołągiewicz bediente sich der zeitsparendsten und am wenigsten aufwändigen Methode bei den Grabhügeluntersuchungen. Er legte auf traditionelle Art einen gewöhnlich O–W-orientierten Sondageschnitt von 3–4 m Breite an, in einigen Fällen dazu im rechten Winkel noch einen zweiten, etwa gleich breiten. Nachdem der Aufbau des Hügels erkannt und dokumentiert worden war, wurde der restliche Teil der sufschüttung mit einer Planierraupe abgeschoben. Die Gräber wurden als Negative ausgenommen, die vielfach und in der Regel in den frühen Morgenstunden fotographierten Pflugspuren hingegen an mehreren Stellen geschnitten (vgl „Dziennik Polowy Prac. [Feldtagebuch] Gronowo 1975–1977”, 27). Die angewandte Grabungsmethode emöglichte in vorzüglicher Weise eine Überprüfung der älteren Sondagen, die in der Regel vom höchsten Punkt der Auffschüttung aus abgetieft worden waren. Nach Abschluß der Grabungen wurde ein Teil der Hügel rekonstruiert und das Gelände wieder aufgeforstet (Abb. 4).
Beim Betrachten der untersuchten Fläche fällt auf, daß nur ein geringer Teil des Areals zwischen den Grabhügeln untersucht worden ist, auch im Streifen zwischem dem Hügelgräber- und dem Flachgräberteil fanden keine Grabungen statt.
Über die Grabungsergebnisse wurde in mehreren Vorberichten informiert (Wołągiewicz 1976, 129-167; ders. 1977a, 7-30; ders. 1979, 71-93) und in vielen, über r...
[ Pobierz całość w formacie PDF ]